Im täg­li­chen Mak­ler­ge­schäft begeg­nen uns unzäh­li­ge Risi­ken – vom klas­si­schen Betriebs­un­fall bis zur skur­ri­len Bom­ba­ge im Lebens­mit­tel­sek­tor. Umso wich­ti­ger sind kla­re Abspra­chen mit unse­ren Kun­den: Was wol­len sie wirk­lich ver­si­chern? Das Ober­lan­des­ge­richt Olden­burg hat in sei­nem Urteil vom 27. Febru­ar 2025 (Az. 1 U 2/24) die Grund­sät­ze noch ein­mal mes­ser­scharf her­aus­ge­ar­bei­tet. Für jeden Mak­ler: eine Ent­schei­dung zum Auf­at­men!

Der Fall in Kürze

Ein jun­ges Lebens­mit­tel-Start-up wand­te sich Ende 2019 an sei­nen Ver­si­che­rungs­mak­ler mit dem Wunsch, eine betrieb­li­che Haft­pflicht­ver­si­che­rung abzu­schlie­ßen. Alles schien glatt­zu­lau­fen – bis im Früh­jahr 2021 die „Bom­ba­ge“ ein­trat: Milch­säu­re­bak­te­ri­en lie­ßen Sau­cen­fla­schen wie Sekt­kor­ken spren­gen, Han­dels­part­ner rie­fen mas­sen­haft zurück und ver­ur­sach­ten enor­me Kos­ten. Die abge­schlos­se­ne Haft­pflicht­ver­si­che­rung deck­te Schä­den an Per­so­nen und Sachen, nicht jedoch die Ver­mö­gens­schä­den durch den Rück­ruf.

Frus­triert for­der­te das Unter­neh­men vom Mak­ler Ersatz – mit der Begrün­dung, er habe nicht auf die Not­wen­dig­keit einer zusätz­li­chen Rück­ruf­kos­ten­ver­si­che­rung hin­ge­wie­sen. Das erst­in­stanz­li­che Gericht wies die Kla­ge ab und das Ober­lan­des­ge­richt bestä­tig­te: Kei­ne Pflicht­ver­let­zung, kein Scha­den­er­satz.

Die drei Knackpunkte für das Gericht

  1. Kun­den­wunsch klar kom­mu­ni­ziert
    Das Gericht leg­te größ­ten Wert dar­auf, was der Kun­de sei­nem Mak­ler mit auf den Weg gege­ben hat­te. Der Geschäfts­füh­rer hat­te unmiss­ver­ständ­lich erklärt: „Bit­te die­sel­be Poli­ce abschlie­ßen wie bis­her“ – also ohne Rück­ruf­kos­ten. Damit war der Bera­tungs­rah­men abge­steckt: Wer so kla­re Vor­ga­ben macht, muss nicht auf jede Even­tua­li­tät hin­ge­wie­sen wer­den.
  2. Hät­te man das Zusatz­pro­dukt ange­bo­ten?
    Ent­schei­dend war zudem die zwei­te Fra­ge: Wenn der Mak­ler eine Rück­ruf­kos­ten­ver­si­che­rung ange­bo­ten hät­te, wäre der Kun­de ein­ge­stie­gen? Das Gericht folg­te dem Mak­ler, der beton­te, dass sein Auf­trag­ge­ber trotz Hin­wei­ses nach eige­ner Kos­ten-Risi­ko-Abwä­gung kei­ne wei­ter­ge­hen­de Absi­che­rung wünsch­te – weder bei einem frü­he­ren Ver­trags­ab­schluss noch im aktu­el­len Fall.
  3. Doku­men­ta­ti­on ist und bleibt Trumpf – auch wenn sie hier nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich war
    Ins­be­son­de­re in Fäl­len, in denen Kun­den im Pro­zess plötz­lich doch angeb­lich eine Ver­si­che­rung hät­ten haben wol­len, die sie im Bera­tungs­pro­zess nicht gewünscht hat­ten, hilft jede Art von Auf­zeich­nung. Im vor­lie­gen­den Fall wur­de noch­mals deut­lich her­aus­ge­stellt, dass allein ein Ver­stoß gegen die Doku­men­ta­ti­ons­pflicht kei­nen Scha­den­er­satz­an­spruch begrün­den, son­dern ledig­lich die Beweis­si­tua­ti­on (maß­geb­lich) beein­flus­sen kann. Wegen des klar kom­mu­ni­zier­ten Kun­den­wun­sches gab es hier jedoch kei­ne unkla­re Beweis­la­ge.

Was bedeutet das für Makler?

  • Kla­re Ansa­gen nut­zen: Gibt der Kun­de ein­deu­ti­ge Vor­ga­ben, dür­fen Sie sich dar­auf ver­las­sen und brau­chen nicht jedes Spe­zi­al­pro­dukt aus dem Hut zu zau­bern.
  • Bera­tungs­schwer­punk­te set­zen: Ver­mei­den Sie unnö­ti­ge Rund­um-Bera­tung. Füh­ren Sie Risi­ko­ab­fra­gen gezielt dort durch, wo der Kun­de auch nach sei­nen Schil­de­run­gen einen ech­ten Bedarf hat.
  • Doku­men­tie­ren – aber rich­tig: Es gibt kei­ne per­fek­te Doku­men­ta­ti­on. Hal­ten Sie das Wesent­li­che fest: Dies ist sehr oft, das, was Kun­den eben trotz Hin­wei­ses nicht wün­schen. Die­se Auf­zeich­nun­gen sind im Ernst­fall Gold wert.

Fazit

Das Urteil macht klar: Mak­ler sind Treu­hän­der, aber kei­ne Hell­se­her. Solan­ge Kun­den­wün­sche ein­deu­tig for­mu­liert und doku­men­tiert sind, sind die Aus­sich­ten für Ver­mitt­ler sich in einem Haf­tungs­pro­zess schad­los zu hal­ten gut.