„Wenn der Schein trügt“

Die Lösun­gen zur Ver­si­che­rung von Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten im Rah­men einer Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung waren vor allem in der Ver­gan­gen­heit sehr unein­heit­lich. Vor Ein­füh­rung der Pflicht­ver­si­che­rung für Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler kam es zum Bei­spiel durch­aus vor, dass für eine GbR bzw. deren Gesell­schaf­ter ledig­lich eine Poli­ce auf den Namen der GbR aus­ge­stellt wur­de und die Ver­si­che­rungs­sum­men allen Gesell­schaf­tern gemein­schaft­lich zur Ver­fü­gung stan­den.

Dies war so spä­tes­tens ab dem 22.05.2007 nicht mehr mög­lich, weil die Gesell­schaf­ter fort­an jeweils den Nach­weis einer Pflicht­ver­si­che­rung nach § 34 d GewO erbrin­gen muss­ten. Schwie­rig­kei­ten konn­te (und kann) es auf Deckungs­ebe­ne trotz­dem noch geben, wenn die Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge der ein­zel­nen Gesell­schaf­ter oder — wie im nach­fol­gen­den Fall — der Gesell­schaf­ter einer Schein-GbR nicht auf­ein­an­der abge­stimmt wur­den.

A. Sach­ver­halt

Nach­dem man bei eini­gen Pro­jek­ten erfolg­reich koope­riert hat­te, ent­schlos­sen sich Mak­ler V und Mak­ler F im Jahr 2009 ihre jewei­li­gen Nie­der­las­sun­gen auf­zu­ge­ben und gemein­sa­me Büro­räu­me in H. anzu­mie­ten. Fort­an waren Sie unter dem Namen „F&V – Finan­zen, Ver­si­che­run­gen und mehr“ tätig. Abge­se­hen davon, dass Sie sich die Büro­kos­ten teil­ten, blie­ben bei­de jedoch unab­hän­gig. V war wei­ter­hin aus­schließ­lich als Ver­si­che­rungs­mak­ler tätig, wäh­rend F sich auf die Ver­mitt­lung von Finan­zie­run­gen, Bau­spar­ver­trä­gen und Immo­bi­li­en spe­zia­li­siert hat­te.

Auf­grund von gesund­heit­li­chen Pro­ble­men been­de­te V im Jahr 2014 schließ­lich sei­ne selb­stän­di­ge Tätig­keit und kün­dig­te dem­entspre­chend auch die Zusam­men­ar­beit mit F auf. Mak­ler F, der sei­nen Kun­den­kreis seit 2009 kon­ti­nu­ier­lich aus­ge­baut hat­te, fand wenig spä­ter in Ver­si­che­rungs­mak­ler X einen Nach­fol­ger für das Büro des V. Das gemein­sam mit dem V ent­wi­ckel­te Logo „F&V – Finan­zen, Ver­si­che­run­gen und mehr“ behielt man bei.

B. Der Vor­wurf

Ende 2015 erreich­te sowohl den F als auch den X ein For­de­rungs­schrei­ben von A, einer Kun­din des V. A bemän­gel­te, dass sie in 2012 von V zu ihrer Haus­rat- und Wohn­ge­bäu­de­ver­si­che­rung bera­ten wor­den sei. V hät­te zuge­si­chert, die bestehen­den Ver­trä­ge der A zu opti­mie­ren und die­se zwar gekün­digt, dann aber offen­bar ver­ges­sen, das Wohn­ge­bäu­de­ri­si­ko erneut ein­zu­de­cken. Dies sei erst nach Ein­tritt eines Brand­scha­dens auf­ge­fal­len. Zum Beleg füg­te A u.a. einen von ihr und dem V unter­zeich­ne­ten Mak­ler­ver­trag bei, der zudem mit dem von V ver­wen­de­ten Fir­men­stem­pel der „F&V – Finan­zen, Ver­si­che­run­gen und mehr“ ver­se­hen war. Da A den Mak­ler V nicht mehr errei­chen kön­ne, mache sie nun F und X „gesamt­schuld­ne­risch“ haft­bar. Sie for­der­te ins­ge­samt rund 15.000 EUR Scha­dens­er­satz für nicht regu­lier­te Gebäu­de­schä­den.

C. Die Ent­schei­dung des Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rers

Bei­de Mak­ler mel­de­ten den Vor­gang ihrer Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung, bei­de Ver­si­che­rer lehn­ten – mit unter­schied­li­cher Begrün­dung — ab.

Der Ver­si­che­rer des X ver­wies dar­auf, dass sich die nach dem Ver­stoß­prin­zip maß­geb­li­che Pflicht­ver­let­zung des V zum vor­ver­trag­li­chen Zeit­punkt ereig­net habe. Ver­si­che­rungs­schutz für X bestün­de – in Über­ein­stim­mung mit des­sen Gewer­be­an­mel­dung – jedoch erst seit dem 30.06.2014.

Der Ver­si­che­rer des F bemüh­te dage­gen die „Beson­de­ren Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen für die Ver­mitt­lung von Finanz­dienst­leis­tun­gen“. Ver­si­che­rungs­schutz hät­te dem­nach in 2012 nur für die Ver­mitt­lung von Immo­bi­li­en, Finan­zie­run­gen, Bau­spar­ver­trä­gen, Lea­sing­ver­trä­gen, offe­nen Invest­ment­fonds und für die Tätig­keit als Haus- und Grund­stücks­mak­ler bestan­den. Die Tätig­keit als Ver­si­che­rungs­mak­ler sei zu kei­nem Zeit­punkt ver­si­chert gewe­sen. Dies erwies sich in der Nach­schau als kor­rekt.

D. Fazit

Das Pro­blem mit dem F und X sich kon­fron­tiert sahen, bestand zunächst auf Haf­tungs­ebe­ne, weil gegen­über der A der Rechts­schein einer GbR erzeugt wur­de, obwohl ein der­ar­ti­ges Gesell­schafts­ver­hält­nis eigent­lich von kei­nem der Mak­ler gewollt war. Auf Deckungs­ebe­ne setz­ten sich die­se Pro­ble­me dann fort, weil der ent­stan­de­nen Rechts­schein­haf­tung kein Pen­dant gegen­über­stand: X hat­te bei Ein­tritt in die Büro­ge­mein­schaft nicht dar­an gedacht, dass er auch für Bera­tungs­feh­ler sei­nes Vor­gän­gers haft­bar gemacht wer­den könn­te, F hat­te — weil er selbst nie als Ver­si­che­rungs­mak­ler tätig war – kei­nen Gedan­ken dar­an ver­schwen­det, sei­ne Ver­mö­gens­scha­den-Haft­pflicht­ver­si­che­rung um das Risi­ko „Ver­si­che­rungs­mak­ler“ zu erwei­tern und auch V hät­te — wie sich spä­ter her­aus­stell­te — Pro­ble­me bekom­men, wenn man ihn für einen Bera­tungs­feh­ler des F haft­bar gemacht hät­te.